Freitag, 13. Mai 2016

Gerhard Zeiler Plädiert Für Eurozone-Transfer-Union!

Anläßlich eines Interviews in der ZIB2 am 12. Mai machte Gerhard Zeiler, ex-Kandidat für den SPÖ-Vorsitz und Bundeskanzler, folgende Aussage:

Wenn wir aus der EU austreten, dann treten wir auch aus dem Euro aus. Das ist für ein Exportland und für ein Tourismusland wirklich der größte Schaden, den man sich vorstellen kann. Ich lebe in Salzburg am Wochenende. Wir haben dort Tausende Italiener, die jedes Wochenende kommen. Wenn unsere Währung sich um 30-50% verteuert, egal, wie sie heißt - und das wäre ein Effekt des Austritts aus der EU - wieviele glauben Sie, kommen dann nicht mehr? Wieviele Urlauber fehlen dann in den Skigebieten? 10%? 20%? 30%? Wir könnten es uns als Österreich nicht einmal leisten, nur 5% weniger zu haben. 

Die Aussage sollte unterstreichen, dass die FPÖ für die SPÖ als Regierungspartner nicht in Frage kommen kann, solange sie einen EU-Austritt befürwortet. Unbewußt - und höchstwahrscheinlich unbeabsichtigt - hat Zeiler damit jenen Recht gegeben, die argumentieren, dass die Eurozone eine Transferunion zwischen Überschuss- und Defizitländern werden sollte.

Es gibt nur einen Grund, weshalb der Euro international weniger wert ist als eine wie auch immer genannte Währung, die von Österreich alleine emittiert würde --- und das ist der Umstand, dass es im Euroraum eine ganze Reihe von Ländern gibt, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft (bzw. Mangel davon) den Wert des Euro schwächen. Im Grunde genommen handelt es sich um die Südländer (Italien und Frankreich inbegriffen).

Wenn es in der Tat so ist, wie Zeiler behauptet, dann verdankt Österreich seinen Erfolg als Export- und Tourismusland - bzw. seinen Wohlstand - zu einem erheblichen Anteil jenen Ländern, die den internationalen Wert des Euro schwächen. Würden diese Länder aus dem Euro austreten - so die logische Folge - dann würde das für die österreichische Wirtschaft dramatische Folgen haben.

Zeiler kann also nur dahingehend verstanden werden, dass er eine Transferunion von "stark" zu "schwach" befürwortet, damit die "Starken" ihren Wohlstand aufrecht erhalten können. Die Mehrheit der Volkswirtschaftler würde ihm sicherlich zustimmen. Die Österreicher hätten das sicherlich nicht getan, hätte Zeiler dies als Bundeskanzler angestrebt.

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